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Jahrelang wurde renoviert, jetzt erstrahlt ein Kleinod der modernen Architektur endlich wieder in altem, neuem Glanz: Nach jahrelanger Restauration ist Eileen Grays geniale Villa E.1027 an der Côte d’Azur nun endlich wieder für Besucher geöffnet.
Von Ulrich Clewing
Die Villa E.1027 von Eileen Gray und Jean Badovici im französischen Roquebrune-Cap-Martin.Manuel Bougot
Eileen Gray war 43 Jahre alt und bereits eine gefeierte Interiordesignerin, als sie in Paris den Architekten Jean Badovici kennenlernte. Badovici konnte seinen Beruf zu der Zeit noch nicht lange ausgeübt haben, er war damals nämlich erst 28. Jedenfalls gab Eileen Gray die Liebe zu dem viel jüngeren Badovici Anlass, sich als Autodidaktin auch der Architektur zuzuwenden. Den Abschluss ihres Selbststudiums feierte die gebürtige Irin 1929 mit dem Bau eines Hauses für sich und ihren Geliebten an der Steilküste unweit von Monaco. Sein Name – E.1027 – setzt sich aus den Initialen von Gray und Badovici zusammen, beziehungsweise aus deren Stellung im Alphabet (E für Eileen, 10 für J, 2 für B und 7 für G). Badovici war davon so begeistert, dass er das Haus kurzerhand als seinen eigenen Entwurf ausgab. Es sollte nicht die einzige Unverschämtheit bleiben, die sich Grays „Freunde“ ihr gegenüber erlaubten (da hatte Le Corbusier, der sie gern für Wochen und Monate an der Côte d’Azur besuchte und E.1027 später von Badovici erwarb, auch einiges zu bieten, aber das ist eine andere Geschichte).
Eileen Grays berühmter Nachbar Le Corbusier kam in den Vierzigern – in Abwesenheit der Hausherrin vorbei – und verzierte die weißen Wände mit großflächigen Wandgemälden. Gray war empört – und kehrte nie wieder in ihr Haus zurück.
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Der Eingang zur Villa E.1027.
Das Gebäude, das Gray auf das terrassierte Gelände stellte, ist langgestreckt und dabei sehr schmal, ein bisschen wie eine Tribüne, auf der man Platz nimmt, um dem Spektakel der Aussicht aufs Meer beizuwohnen. Im unteren Geschoss ruht das Haus auf Stützen. Das bewirkt, dass hier die Grenzen zwischen offenem und umbautem Raum fließend erscheinen. Von dort führt eine elegante Treppe an der Fassade hoch zur Veranda im Stock darüber. Mit all den dünnen Streben, Pfeilern und Handläufen an den Brüstungen sieht der Bau aus, als hätte eine Riesin damit eine Runde Mikado gelegt. In gewisser Weise stimmt das ja auch: E.1027 ist ein Meisterwerk der Architektur, errichtet von einer Gigantin der Moderne. Es ist aber auch ganz offensichtlich ein Spiel. Das macht das Haus so bedeutend.
Die Rache des Maschinisten
Ein Gutes hatte die Nachbarschaft mit Le Corbusier doch: Als das Haus in den Fünfzigern verkauft wurde, brachte er die neue Hausherrin davon ab, die komplette Innenausstattung kurzerhand zu verbrennen.
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Das Wohnzimmer von E.1027, komplett ausgestattet mit den Möbelentwürfen der Hausherrin.
Heute kennt man Eileen Gray vor allem wegen der Möbel, die sie für ihr Sommerhaus designte und die den gleichen Namen tragen: E.1027. Und dafür, dass einer ihrer Sessel vor zehn Jahren auf der Versteigerung des Besitzes von Yves Saint-Laurent und Pierre Bergé unglaubliche 22 Millionen Euro brachte. Nun kann man sie auch als Architektin wiederentdecken: E.1027 ist 1999 in den Besitz des französischen Staates übergegangen, anschließend lange und aufwendig restauriert worden. Seit 2014 arbeitete die Cap Moderne Association im Rahmen eines aufwändigen 6-Jahres Programmes daran, das Gebäude weitestgehend in den original Zustand aus dem Jahr 1929 zurückzuversetzen. Die Maßnahmen umfassten nicht nur die Restauration der äußeren Fassade und der Außenanlagen, sondern auch die komplette Innenausstattung. Mit Hilfe von alten Plänen und Fotografien wurde die ursprüngliche Möblierung, eigene Entwürfe der Designerin, durch hochwertige Repliken ersetzt, wie der E-1027 Beistelltisch oder der gepolsterte „Bibendum“-Sessel.
Nach erfolgreichem Abschluss der Restaurationsmaßnahmen kann das Gebäude jetzt in den Sommermonaten von Mai bis September im Rahmen von Führungen täglich ab 9:30 Uhr besichtigt werden.
Ab sofort kann man die frisch restaurierte Villa im Rahmen von Führungen wieder besuchen.
Wie 1927 ein ikonischer Beistelltisch auf einer Baustelle geschaffen wurde
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